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Eine Linie, zwei Welten: Rosinenbomber und Lippenstifte

Eine Linie, zwei Welten: Rosinenbomber und Lippenstifte

Wir fahren jeden Monat mit einer Linie der BVG durch die Stadt. Dabei porträtieren wir zwei Kieze entlang der Strecke. Folge 103: von der Möckernbrücke zur Berliner Straße. Möckernbrücke – hier startet eine Zeitreise mit der U7 durch Berlin Riesige Kräne prägen das Bild am Halleschen Ufer. Der Umbau des zwischen 1965 und 1971 nach den Plänen des Oberpostdirektors Prosper Lemoine errichteten Postbank-Hochhauses, ist in vollem Gange. Daneben sollen zwei weitere Bauten entstehen, die sich mit Photovoltaik-Anlagen an den südlichen Fassaden größtenteils selbst versorgen. Neben Büroflächen und Wohneigentum sind auch mehr als 300 preiswerte Mietwohnungen geplant. Bei der Modernisierung des Hochhauses orientieren sich die Architekt*innen an der  Handschrift von Prosper Lemoine, der sich wiederum einst von Mies van der Rohe inspirieren ließ. Das Areal mit dem Projektnamen „Macherei“ soll in Zukunft autofrei sein. Konkret bedeutet es, dass Tiefgaragen vom Halleschen Ufer aus erreicht werden können.

Das ehemalige Postbank-Hochhaus

Vom Ufer gen Süden: Berliner Bühnen- und Museumskultur entlang der U7 Während die Großbaustelle für die Architektur der Zukunft steht, wird innovatives, zeitgenössisches Theater unmittelbar gegenüber praktiziert. An der Ecke Großbeerenstraße/Hallesches Ufer befindet sich das HAU 2, eine der drei Spielstätten des Hebbel am Ufer. Das seit 2012 von Annemie Vanackere geleitete HAU feiert als internationales Produktionshaus im Sommer das 20. Jubiläum. Neben dem HAU-2-Gebäude, das bis 1981 die Schaubühne nutzte, gehören das traditionsreiche Hebbel-Theater in der Stresemannstraße sowie das kleinere HAU 3 am Tempelhofer Ufer – auf der anderen Seite des Landwehrkanals – zum Verbund.

Das Hebbel-Theater am Halleschen Ufer

Bis zur Spielzeit 2003/04 agierten alle drei Häuser selbstständig, litten aber unter chronischem Mangel an Zuschauer*innen. Das änderte sich unter der Leitung von Matthias Lilienthal, der als Gründungsintendant bis 2012 die Geschicke des Hauses leitete. Neben den drei Spielstätten diente immer wieder der öffentliche Raum als Bühne für Performances – denn das HAU versteht sich nicht als elitäres Theater, sondern als „Labor zum Ausprobieren urbanen Lebensraums“, wie es einst Lilienthal beschrieb. Weiter geht es Richtung Westen, vorbei am Amtsgericht Kreuzberg, in dem Klaus Wowereit vor mehr als 40 Jahren einen Teil seines Referendardienstes leistete, bevor er das Zweite Staatsexamen ablegte. Die an das Gericht anschließende Grünfläche trägt seit 2012 den Namen Elise-Tilse-Park – benannt nach der langjährigen und visionären Kunstamtsleiterin von Kreuzberg. Elise Tilse (1910-2005) war im Widerstand gegen die Nationalsozialisten und organisierte nach dem Zweiten Weltkrieg Räume für Kulturveranstaltungen, versorgte bedürftige Künstler*innen mit notwendigen Arbeitsmaterialien und ermöglichte Menschen in prekären Verhältnissen den Besuch von Konzerten und Opernvorstellungen. Der Park befindet sich auf einer ehemaligen Brachfläche, auf der einst eine Bahntrasse zum Anhalter Bahnhof führte. Deutlichere Spuren davon sind südlich der Hochbahntrasse sichtbar: Das Deutsche Technikmuseum eröffnete 1983 (damals noch unter dem Namen Museum für Verkehr und Technik) auf dem Areal des einstigen Betriebsbahnwerks und Güterbahnhofs des Anhalter Bahnhofs. Das Gebäudeensemble ergänzt seit gut 20 Jahren ein Neubau. Seit 1999 ist das auf dem Dach befindliche Flugzeug vom Typ Douglas C-47 B Skytrain – besser bekannt als „Rosinenbomber“ – das Wahrzeichen des Museums. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die Geschäftsstelle der BVG. Berliner Straße – Kiezkultur und Kosmetik Nur wenige Minuten später erreicht die U7 die Station in Wilmersdorf. An der Ecke Bundesallee/Berliner Straße rauschen Autos vorbei, und der Straßentunnel verdeutlicht die einstige Bedeutung des Individualverkehrs. Doch abseits der großen Verkehrsachsen wird Kiezkultur zelebriert.

Relikt der „autogerechten Stadt“: Der Tunnel an der Bundesallee

„45 Jahre lebe und arbeite ich nun in der Helmstedter Straße, einer Querstraße der Berliner Straße“, sagt René Koch. „Wir sind hier alle eine große Kiezfamilie. Jeder kennt jeden und somit auch mich und mein Museum. Das erfreut mich jeden Tag.“ René Koch avancierte als erster Deutscher zu einem international gefragten Star-Visagisten, zu dessen prominenter Kundschaft Weltstars wie Hildegard Knef oder Eartha Kitt gehörten. Seit 2009 leitet er in Wilmersdorf das weltweit einzige Lippenstiftmuseum. „Wir machen bei den Führungen aber keine Werbeveranstaltung für Kosmetik“, betont der Wilmersdorfer. Vielmehr gehe es um die Kulturgeschichte des Kosmetikutensils. Diese illustriert René Koch anhand von derzeit rund 1000 Exponaten. Die Sammlung wächst permanent – und tat dies auch während der Pandemie, in der das Museum wie alle Kultureinrichtungen geschlossen war. Ein weltweit agierendes Netzwerk versorgt Koch mit seltenen Exemplaren.

Hier ist das Lippenstift-Museum untergebracht

Ein literarischer Kiez: mit der U7 zu Berlins berühmten Bewohner*innen Die Beliebtheit des Kiezes reicht weit zurück. So lebte nur einige Häuser weiter Anna Seghers. Die Schriftstellerin ging nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ins Exil. Die Auswirkungen des Regimes dokumentieren unter dem Namen „Orte des Erinnerns“ 80 Tafeln im benachbarten Bayerischen Viertel. Ein Großteil der jüdischen Bevölkerung wurde erst diskriminiert, schließlich deportiert. Das ehemalige Wohnhaus von Albert Einstein hat den Zweiten Weltkrieg nicht überstanden. An gleicher Stelle befindet sich ein Gebäude aus den 1950er-Jahren mit einer Stele im Vorgarten, die an den ehemaligen Bewohner erinnert. Ähnlich wie heute gab es auch damals ein enges Miteinander. Als Anna Seghers ihren Nachbarn 1931 bat, in der Marxistischen Arbeiterschule in Mitte sein Forschungsgebiet zu erläutern, sagte Einstein spontan zu und vermittelte die Prinzipien der Relativitätstheorie an Interessierte ohne fundierte physikalische Grundkenntnisse. Auch Erich Kästner wohnte in unmittelbarer Nähe, am Prager Platz, der im Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig zerstört wurde. Er setzte seinem Kiez im Kinderbuch „Emil und die Detektive“ ein literarisches Denkmal. Die Attraktivität eines Kiezes machen die Grünanlagen aus. Südlich der Berliner Straße befindet sich der Volkspark Wilmersdorf, der Anfang des 20. Jahrhunderts in drei Etappen angelegt wurde. Text und Fotos: Ronald Klein

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