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Eine Linie zwei Welten: Wellenplätschern und Wildwuchs

Eine Linie zwei Welten: Wellenplätschern und Wildwuchs

An den Begriff „Idylle“ denkt man in Berlin selten. Aber wenn das Schild der Bus-Endhaltestelle auf einer Wiese steht und aus der Ferne leises Wellenplätschern das Trommelfell streichelt, drängt sich diese Assoziation förmlich auf. Dazu passt das Bild des einstigen Dorfes, das die Zeit überstanden hat. Bild: Das ehemalige Straßenbahndepot beherbergt mittlerweile ein Restaurant.  Die Siedlung entstand auf der Halbinsel zwischen der Havel und dem namensgebenden See. Bereits vor 4.000 Jahren ließen sich hier Germanen nieder, auf die im Jahr 700 nach Beginn der Zeitrechnung slawische Wenden folgten. Deutsche Siedler formten im 13. Jahrhundert das noch heute erhaltene Bild als Straßenangerdorf: Hierbei dient als Anger eine lang gestreckte Grünfläche in der Mitte des Dorfes. Viele der ehemaligen Bauern- und Kossätenhöfe sind noch erhalten. Als Kossäten wurden Dorfbewohner*innen bezeichnet, die über eine Kate und wenig Landbesitz verfügten. Bis ins 20. Jahrhundert lebten die Menschen in Heiligensee größtenteils von der Landwirtschaft. Entdeckung durch Berliner*innen Möglicherweise beförderte das bescheidene Leben die Entstehung fantasievoller Sagen und Mythen, die sich um das Gewässer ranken. So heißt es, dass sich hier einst ein opulentes Schloss befand. Darin wohnte eine freundliche Prinzessin, die den Menschen stets Gutes tat. Dies erzürnte einen bösen Zauberer: Er beschwor einen Sturm herauf. Dessen Wirkung war so vernichtend, dass der Palast in den Fluten versank. Bild (links): Nur wenige Gebäude befinden sich auf dem Grünstreifen des einstigen Straßenangerdorfes. Bild (rechts): Die Dorfkirche wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut.  Angeblich befand sich das Gebäude unweit der Dorfkirche, deren Kirchenschiff im 17. Jahrhundert seine jetzige Form erhielt. Die Errichtung des Turms erfolgte erst Anfang des 18. Jahrhunderts. Die Charakteristik des Ortes änderte sich ab dem Ende des 19. Jahrhunderts, als wohlhabende Berliner*innen Heiligensee für sich entdeckten. 1898 erwarb beispielsweise der Großindustrielle Ernst von Borsig (1869–1933) dort Sumpfwiesen, um eine Villa zu errichten. Bereits ab 1890 entstanden zweistöckige Mietshäuser, in denen Saisonarbeiter*innen unterkamen. Ab den 1920er-Jahren wurden die Häuser der Borsig-Siedlung um den Ziegenorter Pfad als Werkssiedlung für die in Tegel befindliche August Borsig GmbH sowie für die AEG Hennigsdorf gebaut. Damit einher ging eine Veränderung der Infrastruktur. Durch Heiligensee führten ab 1913 zwei Straßenbahnlinien (Tegel-Heiligensee und Konradshöhe-Tegelort). Infolge der Verlängerung der Linie C (heute U6) vom Kurt-Schumacher-Platz nach Tegel erfolgte 1958 die Einstellung des Betriebs. Das einstige Depot beherbergt seit 2010 ein Restaurant. Andere Spuren der Industrialisierung sind hingegen mehr oder weniger verschwunden. Im Sommer 1911 eröffnete ein Flugplatz zwischen den Straßen An der Wildbahn und Im Erpelgrund. Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs fiel das Gelände unter militärische Verwaltung und bereits 1919 erfolgte die Schließung des Flugplatzes. Die Verwaltung wies das Gelände danach als Siedlungsgebiet aus. Auch das 1909 in Betrieb genommene Gaswerk an der Schulzendorfer Straße südlich vom Dorfanger ist längst Geschichte. Wo früher Energie produziert wurde, steht heute Wassersport auf dem Programm: Segeln, Motorbootfahren und Angeln. Haltestelle Nordend-Arena Sportlich geht es auch an der Pankower Nordend-Arena zu. Man erreicht sie nach fast einer Stunde Fahrt mit der Buslinie 124, durch malerische Landstriche wie Lübars. Die Arena ist das Heimatstadion des 1895 gegründeten FC Concordia Wilhelmsruh, der 1900 zu den Gründungsvereinen des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) gehörte. Eine Rückkehr in die höheren Ligen blieb dem Traditionsverein verwehrt. Die Mannschaft kickt in der Bezirksliga. Unweit der Sportstätte treten junge Männer und Frauen in eine andere Form von Wettstreit: An der Wall of Fame am Rosenthaler Weg zeigen Graffiti-Künstler*innen ihr Können. Aus einer Box erklingt Westcoast-Hip-Hop aus den 1990er-Jahren. Zu den Sprüher*innen gesellen sich Freund*innen und Zuschauer*innen, die staunend zur Kenntnis nehmen, wie schnell und in welcher Präzision die farbigen Schriftzüge an die Wand kommen – übrigens ganz legal. Bild: Graffiti-Sprayer zeigen ihr Können an der Wall of Fame. Auch wenn Fußball und Graffiti an Urbanität erinnern: Das umliegende Gelände zeichnet sich in erster Linie durch Grünflächen aus. An das Stadion grenzen Kleingartenanlagen, durch die Gassen mit so malerischen Namen wie „Kräuterweg“ und „Heilkräuterweg“ führen. Hier fließt auch der zwischen 1927 und 1938 gebaute Nordgraben, der die Panke mit dem Tegeler Fließ verbindet. Bild: Die Idylle an der Nordend-Arena spiegelt sich in den Namen der Wege wider. Grüne Oase im Norden Während die Kleingärten der privaten Erholung dienen, fungiert der Botanische Volkspark als allen zugängliches Idyll. Bereits 1909 entstand hier auf einem ehemaligen Rieselfeldgelände ein zentraler Berliner Schulgarten. Schüler*innen erhielten anschauliches Material für den Botanik- und Zeichenunterricht. Offensichtlich folgte man einem didaktischen Ansatz, als 1912 die Geologische Wand aus dem Humboldthain nach Nordend versetzt wurde. Die 31 Meter breite und fast drei Meter hohe Wand konzipierte Ende des 19. Jahrhunderts der Volksschullehrer Eduard Zache. Sie stellt mit 123 Gesteinsarten einen Schnitt durch die hiesige mitteleuropäische Erdkruste dar. Bild: Die Geologische Wand stand ursprünglich im Humboldthain. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg behielt die Grünanlage ihren Lehrcharakter. Sie diente als Zentralstation der Jungen Naturforscher „Walter Ulbricht“, zahlreiche Wandertage führten Schulklassen auf das Gelände. Mit der Übernahme durch die Humboldt-Universität 1977 wurde unter anderem ein Arboretum in Betrieb genommen. Nach dem Mauerfall stand die Zukunft erst einmal in den Sternen, doch im Jahr 1994 wurde der Botanische Volkspark zur öffentlichen Grünanlage erklärt und zum Gartendenkmal erhoben. Auf dem knapp 34 Hektar großen Gelände wachsen mehr als 6.000 zum Teil bedrohte Pflanzenarten. Im Frühling und Sommer bietet sich hier eine beeindruckende Blütenpracht. Die Kakteenpflanze Königin der Nacht hingegen öffnet nur einmal pro Jahr ihre verführerisch riechenden, farbigen Blüten. Text und Bilder: Ronald Klein

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