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Eine Linie – zwei Welten: Vom Platz der Vereinten Nationen zur Judith-Auer-Straße

Eine Linie – zwei Welten: Vom Platz der Vereinten Nationen zur Judith-Auer-Straße

Wir fahren jeden Monat mit einer Linie der BVG durch die Stadt. Dabei porträtieren wir zwei Kieze entlang der Strecke. Folge 113: Vom Platz der Vereinten Nationen zur Judith-Auer-Straße. Über den Dächern der Stadt Platz der Vereinten Nationen Ein paar eifrige Jogger*innen laufen an diesem ruhigen Herbstvormittag vom Märchenbrunnen kommend die Friedenstraße herunter. Die Straße erhielt ihren Namen bereits 1872. Er nimmt Bezug auf das Ende des Deutsch-Französischen Krieges. Einige erhaltene Gründerzeithäuser vermitteln einen Eindruck der früheren Charakteristik des Viertels südlich des Volksparks Friedrichshain. Infolge der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg entstanden zwischen Alexanderplatz und dem Park zahlreiche Neubauten.

Perfekte Aussichten bietet der Hochhauskomplex mit bis zu 25 Etagen.

Einen Neubeginn markierte bereits 1950 die Umbenennung des Landsberger Platzes in Leninplatz. Es dauerte allerdings noch einmal zwei Jahrzehnte, bis hier anlässlich des 100. Geburtstages des russischen Revolutionsführers die markante Bebauung entstand. Die ursprüngliche Planung des Architekten Hermann Henselmann setzte das Team um Heinz Mehlan fort. So verschwand der Büschingplatz, der sich westlich des heutigen Platzes der Vereinten Nationen befand – etwa dort, wo die Büschingstraße auf die Mollstraße trifft. Zwei Neubaukomplexe vom Typ P2/11 lassen aus der Luft die Buchstaben S und U erkennen – die Abkürzung für die Sowjetunion. Die häufig kolportierten Bezeichnungen Schlange und Bumerang hingegen wurden von Anwohner*innen in der Vergangenheit selten verwendet – ein ähnlicher Mythos wie die Verwendung des Begriff Telespargel für den Fernsehturm.

Blick auf den S-Block.

Die Kulisse zahlreicher Filmproduktionen Der S- und der U-Block sind nach vor präsent. Verschwunden hingegen ist die 19 Meter hohe, aus rotem Kapustino-Granit gefertigte Figur Lenins, die am 19. April 1970 200.000 anwesenden Menschen – unter ihnen Walter Ulbricht – präsentiert wurde. Allein der runde Sockel mit 26 Metern Durchmesser wirkte komplett überdimensioniert und überragte somit deutlich die anderen Lenin-Denkmale der DDR in Eisleben und Dresden. 1991 strich der Senat die Statue von der Denkmalliste. Am 8. November begann die Demontage des von Nikolai Tomski entworfenen Denkmals. Der Prozess verzögerte sich, da einige Menschen für den Erhalt protestierten und sich auf dem Platz anketteten. Im Film „Good bye, Lenin“ (2003) findet sich die symbolträchtige Szene, die das Abheben des 3,5 Tonnen schweren Kopfes zeigt. Dieser lässt sich seit 2016 übrigens in der Zitadelle Spandau besichtigen.

Das Spanienkämpfer-Denkmal befindet sich seit 1968 in der Friedenstraße.

Der Platz diente bei weiteren, ikonischen Filmen als Kulisse. Der heutige Supermarkt tauchte als Kaufhalle in der DEFA-Produktion „Die Legende von Paul und Paula“ (1973). Vor gut 20 Jahren stand hier Matt Damon beim „Bourne Ultimatum“ vor der Kamera. Die Szenen spielten jedoch nicht in Friedrichshain – im Film sollen die Plattenbauten Moskau darstellen. Gedenken an Revolutionen Doch neben der russischen Oktoberrevolution prägt auch das Gedenken an die Märzrevolution das Areal. Unweit des Krankenhauses Friedrichshain befindet sich im Volkspark der Friedhof der Märzgefallenen, auf dem auch die Gefallenen der Novemberrevolution von 1918 beerdigt wurden. Auf dem Gelände finden sich heute noch 18 Grabplatten und Grabkreuze, eine Stele und zwei Denkmäler. Der daneben befindliche Weg zur Notaufnahme des Krankenhauses blieb jahrzehntelang namenlos. Schüler*innen des inzwischen geschlossenen Erich-Fried-Gymnasiums ist es zu verdanken, dass die Straße nach Ernst Zinna benannt wurde. Der 18-Jährige wurde am 19. März 1848 vom preußischen Militär erschossen. Judith-Auer-Straße Gerade einmal acht Minuten dauert die Fahrt nach Lichtenberg. Auch dieses Areal prägten die Folgen des Zweiten Weltkriegs. Die Abrisstrümmer, die ab Beginn der 1950er-Jahre rund um den Alexanderplatz entstanden, mussten irgendwohin – die Bunkerüberschüttungen im Volkspark Friedrichshain und Gesundbrunnen waren bereits gefüllt. So entschied der Ost-Berliner Magistrat, die Kleingärtenflächen zwischen Oderbruchstraße und Schneeglöckchenweg umzuwidmen: Aus 15 Millionen Kubikmeter Schutt entstanden das Hohe Plateau und das heutige Pappelplateau. 1969 erfolgte die Einweihung des Volksparks Prenzlauer Berg, bestehend vorwiegend aus Pioniergehölzen. Der Park ist ein Refugium für zahlreiche Wildpflanzen. Das mag auch daran liegen, dass er heute noch immer ein Geheimtipp ist: Anders als der Volkspark Friedrichshain wirkt er auch im Sommer selten überfüllt. Die Kleingartenanlagen nördlich des Parks vermitteln eine Vorstellung davon, wie das Areal früher einmal ausgesehen hat.

Das Hohe Plateau bietet mit 89 Metern einen Blick über Berlin.

Vom Busabstellplatz zum Wohnquartier Südlich des Parks erfolgte am 2. Dezember 1972 die Grundsteinlegung für das Neubaugebiet am Fennpfuhl – das erste industriell errichtete Ost-Berliner Neubaugebiet. In den 16.000 in Plattenbauweise errichteten Wohnungen sollten 50.000 Bewohner*innen Platz finden. Rund um das namensgebende Gewässer Fennpfuhl wurde eine großzügige Parkanlage errichtet, die deutlich zur Attraktivität des Areals beiträgt.

Erwin Damerow schuf die unweit des Pappelplateaus gelegene Statue „Bär“ im Jahr 1973.

Mittlerweile verschwinden auch hier Brachflächen und die Bauaktivitäten sind nicht zu übersehen. Auf einem früheren Busabstellplatz sollen 700 Wohnungen und eine Grundschule entstehen. Text und Fotos: Ronald Klein  

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