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Eine Linie zwei Welten: Panzerkreuzer und Küstenkiez

Eine Linie zwei Welten: Panzerkreuzer und Küstenkiez

Rosa-Luxemburg-Platz Vor dem Theater stehen mehrere Grüppchen und diskutieren angeregt mit einem Getränk in der Hand. Wenig später betritt Schauspieler Fabian Hinrichs vor ausverkauftem Haus die Bühne und fragt: „Geht es dir gut?“ Die Inszenierung von René Pollesch ist mit den Themen Post-Pandemie und Ukranie-Krieg am Puls der Zeit – so wie die Volksbühne, seitdem René Pollesch die Zügel in der Hand hält. Bild: Der Lärm der Torstraße ist im zurückgesetzten Innenhof des Beamten-Wohnungs-Vereins fast verstummt. Das 1914 eröffnete Theater, das umgangssprachlich „Panzerkreuzer“ genannt wird, präsentierte sich als erste Bühne Berlins im architektonischen Stil der Moderne. Das Geschehen gestalteten große Namen: Max Reinhardt leitete das Haus bis 1918. Sein Nachfolger holte den Theaterrevolutionär Erwin Piscator, der politische Revuen in Szene setzte und Arbeiterchöre engagierte. Bahnbrechend war auch sein Ansatz, Filmsequenzen ins Bühnengeschehen zu integrieren. Piscator arbeitete auch mit Bertolt Brecht zusammen. Beide gelten als wichtigste Wegbereiter des epischen Theaters. Später wurde die Volksbühne vor allem mit zwei Namen assoziiert: Der Schweizer Benno Besson brachte zwischen 1974 und 1977 frischen Wind in die Ost-Berliner Theaterlandschaft. Gleiches lässt sich über Frank Castorf und sein Ensemble sagen. Ein Vierteljahrhundert wirkte der Regisseur auch als Intendant. Während für den Theaterbau Oskar Kaufmann verantwortlich zeichnete, plante den Gebäudekomplex schräg gegenüber ein weiterer prominenter Architekt. Im Stil der Neuen Sachlichkeit entwarf Hans Poelzig in der Weimarer Republik acht Blöcke für die Blockrandbebauung am damaligen Bülowplatz. So entstand Raum für knapp 200 Wohnungen und 80 Läden – sowie für ein Stummfilmkino, das 1929 eröffnet wurde. Das Babylon ist noch immer ein Programmkino, zahlreiche Stummfilmprogramme und die wieder instand gesetzte Orgel erinnern an die Geschichte des Lichtspielhauses. Bild: Das Babylon gehört zu den ältesten noch aktiven Filmtheatern Berlins. Architektonische Kontinuität An der Kreuzung Rosa-Luxemburg-Straße/Torstraße verschwand mit dem Suhrkamp-Haus eine der letzten Brachen im ehemaligen Scheunenviertel. Das Verlagshaus plante Roger Bundschuh für die IBAU AG und somit für die gleiche Firma, für die einst Poelzig arbeitete. Bild: Das Suhrkamp-Haus wurde 2019 bezogen. Folgt man der Torstraße Richtung Osten, fällt auf der Nordseite einer quer stehenden Fassade der Schriftzug „Beamten-Wohnungs-Verein“ auf. Man muss heutzutage kein Staatsdiener mehr sein, um in dem von Erich Köhn Anfang des 20. Jahrhunderts geplanten Gebäudekomplex zu wohnen, sondern Genossenschaftsanteile erwerben. Direkt daneben befindet sich ein opulentes Eckhaus, das ab Ende der 1920er-Jahre das Kaufhaus Jonaß beherbergte und nach Enteignung der jüdischen Eigentümer der Hitlerjugend als Sitz diente. Zu DDR-Zeiten residierte hier unter anderem das Institut für Marxismus-Leninismus. Nach 20 Jahren Leeerstand firmiert das Gebäude seit 2010 als Soho House Berlin. Der Club bietet Künstler*innen und Medienschaffenden exklusive Wohn- und Arbeitsräume. Bild: Ein Gebäude mit wechselvoller Geschichte: das heutige Soho House Berlin. Amrumer Straße Mit dem Atze-Musiktheater befindet sich unweit der Haltestelle Amrumer Straße ebenfalls eine Bühne. Doch diesen Kiez prägen eher Forschung und Wissenschaft. Das heute zum Charité Campus Virchow-Klinikum gehörende Rudolf-Virchow-Krankenhaus eröffnete 1906 als modernstes Krankenhaus Europas. Auf dem Gelände ist auch das Deutsche Herzzentrum Berlin ansässig. Bild: Stücke für junge Zuschauende bietet das Musiktheater Atze. Wedding am Wasser Ebenfalls Anfang des vergangenen Jahrhunderts öffnete das älteste Gebäude (Haus A) der heutigen Berliner Hochschule für Technik (BHT) die Pforten: 1910 beherbergte es die 53. und 300. Gemeindeschule, Diesterweg-Realschule und Technische Mittelschule. Die 1971 ins Leben gerufene Technische Fachhochschule Berlin ging aus mehreren Ingenieurschulen an unterschiedlichen Standorten hervor. Bereits 1973 folgte mit dem Haus Grashof der erste Erweiterungsbau. Heute studieren an der BHT mehr als 13.500 Männer und Frauen in 70 Studiengängen. Damit handelt es sich um eine der größten ingenieurwissenschaftlichen Hochschulen in Deutschland. Politiker wie Stefan Liebich und Özcan Mutlu graduierten hier ebenso wie Filmregisseurin Julia von Heinz oder Schauspieler Mohamed El-Asmer. Bild: Beliebt bei Spaziergänger*innen und Sonnenanbeter*innen: das Ufer des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals. Deutlich ruhiger geht es südlich des Campus zu: Wer die Amrumer Straße überquert, entdeckt einen ruhigen Kiez mit prachtvollen, großbürgerlich anmutenden Gründerzeitbauten und Straßen, deren Namen sich von Nord- und Ostseeinseln ableiten. Die Reminiszenz an das Meer passt. Denn auch hier fahren Schiffe vorbei, und der Klang der Wellen ist in Ufernähe hörbar: Auf einer Länge von zwölf Kilometern verbindet der Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal die Spree und die Havel. Der Wasserweg wurde zwischen 1848 und 1859 nach den Plänen von Peter Joseph Lenné angelegt. Während das Nordufer des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals idyllisch anmutet, versprüht der Westhafen auf der anderen Seite industriellen Großstadtcharme. Ebenfalls am Nordufer befindet sich mit dem Robert-Koch-Institut eine weitere bedeutende Forschungseinrichtung und eine der ältesten biomedizinischen Institute weltweit. Der Hauptsitz befindet sich seit dem Bezug des Neubaus 1900 hier im Wedding. Bild: Das Hauptgebäude des Robert-Koch-Instituts am Nordufer. Text und Bilder: Ronald Klein

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