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Eine Linie, zwei Welten: Gründerzeitcharme und Neubaupioniere

Eine Linie, zwei Welten: Gründerzeitcharme und Neubaupioniere

Wir fahren jeden Monat mit einer Linie der BVG durch die Stadt. Dabei porträtieren wir zwei Kieze entlang der Strecke. Folge 110: Osloer Straße/Prinzenallee zum Roederplatz. Osloer Straße/Prinzenallee Unmittelbar an der Tram-Haltestelle bildet sich eine Menschentraube. Es ist Mittagszeit und die Imbissbude „Curry & Chili“ ist weit über den Kiez bekannt für ihre – auch veganen – Snacks, die in zwölf Schärfestufen angeboten werden. Auf der anderen Straßenseite befindet sich mit dem ehemaligen Umspannwerk Christiania eines der Wahrzeichen des Kiezes. Sein Architekt Hans Heinrich Müller prägte in den 1920er-Jahren die Berliner Industriearchitektur mit mehr als 40 Gebäuden zur Stromversorgung. Charakteristisch für seinen Stil sind rote Ziegelfassaden, die die Stahlskelette ummanteln. Durch Müller erhielt die märkische Backsteingotik ein modernes Gesicht. Das Christiania spiegelt die Entwicklung des Areals wider, das etwa seit dem Jahr 2000 durch das Quartiersmanagement als Soldiner Kiez bekannt wurde: Kulturelle Projekte hauchen den in Dornröschenschlaf gefallenen Gebäuden neues Leben ein. Doch auch die Wohnhäuser erhalten im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Anstrich. Zahlreiche Wohnhäuser aus der Gründerzeit wurden kürzlich oder werden gerade aufwendig saniert. Wer heute durch den Soldiner Kiez spaziert, kann sich kaum vorstellen, dass das Areal noch vor wenigen Jahren nicht das beste Image besaß.

Die Panke durchfließt den Soldiner Kiez in Nord-Süd-Richtung.

Aus Fabriken werden kulturelle Orte Dabei setzte der Wandel bereits vor einigen Jahrzehnten ein. Ein frühes Beispiel für die Entwicklung befindet sich weiter östlich in der Osloer Straße, wo einer der ersten Weddinger Industriebauten zu einem soziokulturellen Zentrum umgewandelt wurde. In die Räumlichkeiten der 1977 geschlossenen Maschinenfabrik zur Herstellung von Zündhölzern zog ein Jahr später schon ein Wohnprojekt vom Bund deutscher Pfadfinder (BDP) ein. Es folgten weitere Initiativen, die sich 1982 zum Verein Fabrik Osloer Straße zusammenschlossen. 1997 eröffnete in der ehemaligen Montagehalle das Labyrinth Kindermuseum, das spielerisch Bildung fördert.

Das Ballhaus Wedding hat sich als wichtige Kulturinstitution etabliert.

Das Ballhaus Wedding wiederum zählt zu den Nesthäkchen, obwohl die Geschichte des Hauses bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurückreicht.  Als Teil eines Restaurants fanden im Ballsaal Tanzveranstaltungen statt, eine Kegelbahn gehörte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ebenfalls zur Ausstattung. In den folgenden Jahrzehnten verfiel das Gebäude allmählich. Eine Kostümbildnerin kaufte die Immobilie nach dem Mauerfall und ließ sie aufwendig sanieren. So befindet sich im Wintergarten noch das Parkett, auf dem Marlene Dietrich während der Aufnahmen des Kino-Klassikers „Der blaue Engel“ (1929) getanzt hat. In dem 2022 wiedereröffneten Ballhaus Wedding finden regelmäßig Lesungen, Konzerte und Theateraufführungen statt. Wer die Prinzenallee weiter Richtung Wollankstraße läuft, entdeckt weitere ähnliche Projekte. Die Hausnummer 33 beherbergt das Ballhaus Prinzenallee. Im Hinterhof befindet sich ein Glaskasten, der die 120-jährigen Geschichte des Hauses erzählt. In der Weimarer Republik prügelten sich hier regelmäßig Kommunisten und Nationalsozialisten, ab 1933 nutzte die SA das Haus als Sturmlokal, während im Keller Regimegegner gefoltert wurden. In den vergangenen Jahrzehnten wechselten sich die Nutzung als Disco (u.a. Top Secret) oder Theater (u.a. vom Varieté Chamäleon) mit Leerstand immer wieder ab. Aktuell herrscht Leerstand, der aber ein Ende haben soll, so dass die Bühne wieder regelmäßig bespielt wird. Direkt gegenüber befindet sich die ehemalige Hutfabrik Gattel, die 1980 „instandbesetzt“ wurde. Das 100. besetzte Haus West-Berlins wurde noch in den 1980er-Jahren in eine Genossenschaft umgewandelt und beherbergt heute u.a. soziale Projekte und Räumlichkeiten für Gewerbetreibende. Roederplatz Eine halbe Stunde dauert die Fahrt bis zum Roederplatz in Lichtenberg. Als Namensgeber fungierte 1896 der Lokalpolitiker und Besitzer des Ritterguts Lichtenberg Hermann Roeder, der 1893 beispielsweise ein dringend benötigtes Entwässerungssystem mit einer Kläranlage in Betrieb nehmen ließ und die Ansiedlung von Industrie in Lichtenberg förderte.

Zugang zum Jugendclub Tube, der sich in einem ehemaligen Fußgängertunnel befindet.

Am 2. Dezember 1972 erfolgte hier die Grundsteinlegung für das Neubaugebiet am Fennpfuhl – das erste industriell errichtete Ost-Berliner Neubaugebiet. In den 16.000 in Plattenbauweise errichteten Wohnungen sollten 50.000 Bewohner*innen Platz finden. Rund um das namensgebende Gewässer Fennpfuhl wurde eine großzügige Parkanlage errichtet, die deutlich zur Attraktivität des Areals beiträgt. Zwischenzeitliche Tilgung des Namens Wahrscheinlich passte der großbürgerliche Name nicht zum Konzept der neuen sozialistischen Gesellschaft: 1975 hob der Magistrat den Namen Roederplatz auf und benannte auch die Roederstraße in Karl-Lade-Straße um. Die Zweigstelle der Lichtenberger Stadtbezirksbibliothek in der Ho-Chi-Minh-Straße 1 (heute: Weißenseer Weg) behielt jedoch den Namen Zweigbibliothek am Roederplatz. 2011 erhielt der Platz seinen Namen zurück, auch wenn er sich nun aufgrund der neuen Bebauung etwas östlich versetzt befindet.

Die ehemalige evangelische Knaben- und Mädchenschule fungiert heute als Volkshochschule.

Die Band Die Toten Crackhuren im Kofferraum machte den Platz und den Ortsteil Fennpfuhl mit ihrem Song „Living the Dream“ in der Popkultur bekannt: „In Mitte werden Touris von der M8 verschluckt / Und ganz verstört am Roederplatz ausgespuckt.“ Parallel dazu setzte der Opern- und Filmregisseur Axel Ranisch dem Kiez mit zahlreichen Filmen ein Denkmal. Ranisch lebt seit seiner Geburt 1983 in dem Kiez und möchte seinen Charme nicht missen. Text und Fotos: Ronald Klein

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