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Eine Linie zwei Welten: Dynamisches Dahlem und quirliges Kreuzberg

Eine Linie zwei Welten: Dynamisches Dahlem und quirliges Kreuzberg

Wir fahren jeden Monat mit einer Linie der BVG durch die Stadt. Dabei porträtieren wir zwei Kieze entlang der Strecke. Folge 109: von der Freien Universität zum Kottbusser Tor. Es gibt moderne Mythen, die sich hartnäckig halten. Beispielsweise die Vorstellung von Studierenden als Müßiggänger*innen. Am Sonntagnachmittag könnte der Campus der Freien Universität (FU) in einem Dornröschenschlaf versinken, denn es finden weder Vorlesungen noch Seminare statt. Trotzdem sitzen auf den Grünflächen vor den Fakultäten junge Menschen in Kleingruppen. Kurz vor dem Ende des Semesters wird angeregt diskutiert, gebannt auf Laptop-Bildschirme geschaut.

Der Henry-Ford-Bau der FU bietet Raum für große Ideen.

Hochschulgründung aus politischen Gründen In diesem Jahr feiert die Hochschule das 75. Jubiläum. Weil systemkritische Studierende an der damaligen Universität Unter den Linden (heute: Humboldt-Universität zu Berlin) im sowjetischen Sektor des geteilten Berlins verfolgt wurden, erfolgte die Gründung der FU. Am 15. November 1948 begann der Lehrbetrieb in den ehemaligen Räumlichkeiten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft – gute drei Wochen später erfolgte die offizielle Gründungsveranstaltung im Kino Titania-Palast. Die Wahl auf das Hochschul-Areal fiel nicht zufällig: Seit Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich Dahlem als Wissensstandort etabliert. Hier forschten u.a. Physiker und Chemiker wie Albert Einstein, Max Planck, Fritz Haber und Carl Bosch und Werner Heisenberg, der von 1942 bis 1945 das Kaiser-Wilhelm-Institut leitete.

Die älteren Gebäude auf dem FU-Campus standen bereits Anfang des 20. Jahrhunderts.

Von Walter Gropius zu Ozzy Osbourne Nach gut einem Jahr Lehrbetrieb hatte sich die Zahl der Student*innen der FU auf fast 5000 mehr als verdoppelt, sodass die Errichtung neuer Gebäude notwendig wurde. Die Architekten Franz-Heinrich Sobotka und Gustav Müller planten Anfang der 1950er-Jahre den repräsentativen Henry-Ford-Bau. Das im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtete Gebäude sollte Freiheit, Offenheit und Transparenz. Im darin befindlichen Auditorium Maximum nahmen so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Walter Gropius, Salman Rushdie oder Kofi Annan die Ehrendoktorwürde entgegen. 1966 avancierte das Audimax zum Epizentrum der aufkommenden Studentenbewegung – 1967 erfolgte hier die Gründung der Kritischen Universität (KU), die sich als Gegenmodell zur FU begriff. Neben der Abschaffung von Zulassungsbedingungen sollten jegliche Prüfungen gleich mitabgeschafft werden. Ob an dem Abend „The Magic of Black Sabbath“ im Juni 1970 auch politische Forderungen gestellt wurden, ist nicht überliefert. Auf jeden Fall verhielten sich Ozzy Osbourne und seine Mitstreiter nach dem ausverkauften Konzert so, wie es damals von einer Hardrock-Band erwartet wurde: Sie verwüsteten die Garderobe.   Wissenschaftszentrum und Villenkolonie Deutlich konstruktiver wirkte sich das Studium an der FU auf die politische Karriere aus. Im Jahr 2011 stellten sich ausschließlich FU-Absolvent*innen zur Wahl des Regierenden Bürgermeisters: Renate Künast (Bündnis90/Die Grünen), Frank Henkel (CDU), Harald Wolf (Die Linke), Christoph Meyer (FDP) und Klaus Wowereit (SPD), der die Wahl schließlich für sich entschied. Auch heute schätzen viele Studierende neben dem akademischen Angebot die relative Abgeschiedenheit Dahlems, das im 13. Jahrhundert als Dorf gegründet wurde. Noch vor 200 Jahren lebten hier gerade einmal 14 Haushalte. Ende des 19. Jahrhunderts verkaufte der preußische Staat mehr als 200 Hektar Forst an ein Bankenkonsortium, das die Bäume im damaligen Südwesten Berlins rodete und eine Villenkolonie errichtete. 1897 zog der Botanische Garten vom Kleistpark nach Dahlem. So etablierte sich Dahlem Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur als Wissenschaftsstandort, sondern ebenso als begehrte Wohngegend. Um den Wert der Immobilien zu steigern, sollte eine Schnellbahnlinie entstehen, die die bis 1920 eigenständigen Gemeinden Dahlem und Wilmersdorf mit Berlin verbinden sollte. Bereits 1913 ging der U-Bahnhof Thielplatz (heute: Freie Universität) ans Netz.   Kottbusser Tor Knapp 40 Minuten dauert die Fahrt zum Kottbusser Tor. Der Name verweist auf das Stadttor der ehemaligen Zoll- und Akzisemauer sowie das dazugehörige Stadttor, das hier bis 1860 stand. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand auch die dichte Bebauung, die das Areal bereits früher kennzeichnete. Die durch den Zweiten Weltkrieg schwer beschädigten Gründerzeitbauten wurden in den 1950er-Jahren  abgerissen und durch Neubau-Komplexe ersetzt. So entstand zwischen 1973 und 1977 eine Bebauung mit Brückenhaus über die Admiralsstraße. Deren Architekt Herbert Stranz zeichnete auch für die Planungen des Brunnenviertels in Gesundbrunnen verantwortlich. Das bereits zwischen 1969 und 1974 errichtete, nördlich der Hochbahntrasse befindliche Neue Kreuzberger Zentrum (NKZ) gilt als Wahrzeichen des Kottbusser Tors. Zahlreiche Cafés, Imbisse und das Theater Vierte Welt in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Arztpraxis lassen das Areal Tag und Nacht äußerst quirlig erscheinen.

Im ehemaligen Kaufhaus Brenninkmeyer am Oranienplatz befand sich in den 1980er- und 1990er-Jahren die Rockdisco Trash.

Grüne Oasen im Norden und Süden Planungen aus den 1960er-Jahren sahen nördlich des NKZ ein Autobahnkreuz vor, an dem die A 102 auf die A 106 treffen sollte. Dies wurde zum Glück nie realisiert. So befinden sich in der im Vergleich zum Kottbusser Tor eher ruhigen Dresdener Straße nach wie vor das Programmkino Babylon sowie die nach dem gleichnamigen Film Luis Luis Buñuels Kultbar Würgeengel. Die Straße führt auf den nach Plänen von Peter Joseph Lenné Mitte des 19. Jahrhunderts angelegten Oranienplatz, der 2007/08 in Anlehnung an den historischen Grundriss umgebaut wurde. Grün wird es auch südlich des Kottbusser Tors. Die Kneipen und Restaurants am Paul-Lincke-Ufer sind stets gut besucht. Text und Fotos: Ronald Klein

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